Mission Leben – oder wie man das nennt

Ich bin 29 Jahre alt, Mutter, Angestellte und ich lebe ein Leben mit Plan B. Plan B immer nur, wegen der einen Sache, die mich seit nun mehr 8,5 Jahren begleitet, meine Multiple Sklerose. Ein Damoklesschwert, das mich seit dem jungen "Erwachsensein" begleitet. Dieser Post soll nicht missverstanden werden. Ich liebe mein Leben, meinen Sohn, meinen Mann, meine Freunde und sogar meinen Job! Aber es ist nicht das, was ich wollte.

Natürlich, viele werden sagen, dass man natürlich seine Ansichten im Laufe der Jahre verändert und es mag sein, dass ich vielleicht dieses Leben auch selbst gewählt hätte, aber zumindest gefühlt ist mir die Entscheidung genommen worden.

Ich wollte NIE heiraten und das spießige Leben führen, dass ich jetzt habe (und ja, es ist toll, so wie es ist)

Ich wollte höher, schneller, weiter. Meine Ziele hießen WallStreet oder Frankfurt und nicht Vorstadtidylle. Ich wollte zweimal pro Woche Zumba und nicht Physio machen, um "fit" zu sein. Ich wollte nur 4 Stunden am Tag schlafen und den Rest arbeiten, arbeiten, arbeiten... Und dann kam der Knall.

Neben diversen kleinen körperlichen Defiziten machen mir vor allem meine Depression und die Fatigue (Erschöpfungssyndrom) tagtäglich zu schaffen. Ich schlafe gefühlt 20 Stunden am Tag, mache viel zu wenig im Haushalt und habe an manchen Tagen noch weniger Kraft, um meinem Sohn die Aufmerksamkeit und Liebe zu schenken, die er verdient.

Dieser Zustand macht mich mürbe. Ich schaffe es nicht einmal den Plan B einzuhalten...

Dabei ist es ganz anders.

Ich schaffe so viel, jeden Tag aufs Neue. Trotz der ganzen Kleinigkeiten. Ich habe wundervolle Freunde (die ich viel zu selten sehe oder kontaktiere) und eine noch tollere Familie. Ich kämpfe jeden Tag einen Kampf, den niemand anderes nachempfinden kann... Und klar wäre es schön gewesen Plan A zu erleben, ohne bereits tausend Schritte vor diesem Plan aufgeben zu müssen... Aber so ist es nun einmal. Und genau so ist es gut. Die meiste Zeit... Eigentlich die ganze Zeit, nur manchmal ist da eben die Frage, wie es wäre, wenn... 

Anne Schmidt